In der südlichen Toskana befindet sich
die Provinz Grosseto, die größte Provinz der Region. Die
Grossetaner nennen ihr Territorium Maremma, was von
dem spanischen Wort marismas stammt und Sumpf
bedeutet. Im Norden grenzt die Provinz nur wenige Kilometer
nördlich vom Badeort Follonica an die Provinz Livorno.
Nord-östlich grenzt sie, direkt hinter dem
mittelalterlichen Ort Massa Marittima, an die Provinz Siena,
während sie im Süd-Osten bis zum Monte Amiata reicht. Im
Süden berührt sie bereits das Latium.
Um das 7. Jh.v.Chr. gründeten die Etrusker
in diesem Gebiet die ersten Siedlungen. Daraus entstand der Bund
zwischen Sovana, Sorano, Pittigliano, Roselle und Vetulonia.
Orte, wo man noch heute ihre fortschrittliche Kultur
bestaunen kann.
Im 3. Jh.v.Chr. begann von Vulci
aus die römische Invasion, die später auch das
etruskische Roselle zerstörte. Vom 9. bis 13.Jh. stand die
Provinz Grosseto unter der Herrschaft der Aldobrandeschi,
welche den größten Teil der Festungen und Schlösser
erbauten. Zu Beginn des 13. Jh. wurden die Aldobrandeschi
von den Sienesen entmachtet, welche wiederum im 16.
Jh. von den Florentinern die Macht entrissen bekamen.
Bis fast zur Hälfte des 19. Jh. war fast
der gesamte Boden der Provinz Sumpfland. Die Menschen
starben an Malaria und das Durchschnittsalter
erreichte noch nicht einmal 20 Jahre. Babies starben bereits
wenige Monate nach der Geburt, ein Grund, warum das
erreichte Durchschnittsalter so niedrig war.
Mit der
Trockenlegung der Sümpfe von Seiten der Lothringer, stieg
das Durchschnittsalter bis auf 23 Jahre.
Während der
Regierung von Benito Mussolini, wurde bereits ein
Durchschnittsalter von 50 Jahren erreicht. Zur selben Zeit
erlaubte der Staat den Angestellten der Behörden, die
heißen - und von Stechmücken geplagten Sommermonate - in
den kühlen Hügeln um Scansano zu verbringen.
Es war fast unmöglich die Sommermonate
im Flachland zu verbringen oder gar den versumpften Boden zu
bestellen. Aus diesen Gründen flüchteten immer mehr
Menschen und die Provinz wurde schließlich die ärmste der
Toskana.
Nach der Trockenlegung des Bodens konnte man auch
hier mit dessen Bestellung beginnen. Obwohl das für die
Grossetaner der Beginn eines wirtschaftlichen Wachstums war,
ist die Provinz Grosseto auch bis heute die ärmste der
toskanischen Provinzen geblieben! Tatsächlich war bis vor
wenigen Jahrzehnten die Jagd die Hauptressource dieser
wilden Gegend.
Die Provinz Grosseto ist die am
wenigsten bekannte der Toskana, aber deshalb bestimmt nicht
weniger reizvoll. Im Landesinneren vermischen sich sanfte
Hügel mit dichten Wäldern, während es an der Küste
lange, noch einsame Strände und frische Pinienwälder gibt.
All das wird von einem tiefblauen Himmel eingerahmt. Die
ständigen Schwankungen des Meeresspiegels haben Inseln
geschaffen oder sie wieder mit dem Festland verbunden. Die
berühmteste und größte Insel der Provinz Grosseto ist die
Insel Giglio, gefolgt von Giannutri und Montechristo.
Das Gebiet des Argentario war für lange Zeit eine
Insel, von der die wunderschöne Lagune von Orbetello
übriggeblieben ist. Vetulonia, ca. 15 km nördlich von
Grosseto, lag während der etruskischen Herrschaft direkt am
Meer.
In der gesamten Provinz gibt es heute Naturreservoirs.
Von Norden in Richtung Grosseto gibt es folgende Reservoirs:
La Marsiliana, La Pietra, Poggio Spedaletto, Monte Leoni,
Diaccia Botrona, le Dune di Follonica, l'Oasi del Padule und
die Costiere von Scarlino. Von Grosseto in Richtung Süden
beginnt, von Principina a Mare bis Talamone, der "Parco
Naturale della Maremma". Danach folgen das
Naturreservoir von Orbetello, die Dune della Feniglia
und der Lago di Burano.
Die Symbole der Maremma schlechthin sind
der Buttero (maremmanischer Cowboy) und das
Wildschwein. Das Wort Buttero stammt aus dem
griechischen Botér, was Viehhüter bedeutet.
Als die Maremma noch unter Großgrundbesitzern aufgeteilt
war, war die Aufgabe des Butteros das freilebende
Vieh zu zähmen. Die zu zähmenden Tiere waren das
maremmanische Rind mit seinen langen Hörnern sowie das
maremmanische Pferd, eine Kreuzung mit einer arabischen
Rasse.
Beide Tiere sind ganz besonders widerstandsfähig und
deshalb ideal, um das harte Leben im Sumpf überstehen zu
können. Heute gibt es zwar keine Großgrundbesitzer mehr,
aber die Tradition des Buttero wird durch die Unterstützung
des Staates bewahrt. Es gibt eine berühmte Legende
zum Buttero Maremmano. Diese besagt, dass im Jahre
1890, als Buffalo Bill mit seinen Cowboys auf Tournée in
Italien war, er vom Grafen Caetani di Sermoneta gesehen
wurde.
Dieser hatte die Idee, einen Wettstreit zwischen den
amerikanischen Cowboys und den maremmanischen Butteros zu
veranstalten. Hier sollten die maremmanischen Cowboys die
Tiere der Amerikaner zähmen und die amerikanischen Cowboys
die der Italiener. Der Gewinner sollte als Preis 1.000 Lire
erhalten, was heute etwa 10 Milionen Lire entsprechen
würde, sowie die Einnahmen der verkauften Eintrittskarten.
Da man aber nicht daran gedacht hatte die Regeln zu
bestimmen, gab es am Ende keinen Gewinner. Buffalo Bill floh
mit dem gesamten Geld und sagte später, dass er betrogen
worden sei.
Wie bereits vorher angedeutet, waren der
Wald bzw. die Jagd die Hauptressourcen des Maremmano.
In den dichten Wäldern begann man im Herbst die
Wildschweine zu jagen oder mit der Pilzsuche, alte Bräuche,
die bis heute geblieben sind. Das spiegelt sich auch in den
typischen Gerichten wieder, die von Wildgerichten bis zu
raffinierten Fischgerichten reichen. Sehr schmackhaft sind
zum Beispiel die Tortelli al Ragù di Cinghiale (dt.
mit Frischkäse und Mangold gefüllte Teigtaschen mit
Wildschweinragout) oder die Pappardelle alla Lepre
(dt. dünne Bandnudeln mit Kaninchenragout), Risotto ai
Funghi (dt. Pilzrisotto) sowie die besondere
Wildschweinsalami.